Am 13. Oktober 2024 ist in Renningen Bürgermeisterwahl.
Der NABU Renningen-Malmsheim setzt sich seit 1986 nachhaltig für die Belange des Natur- und Umweltschutzes in Renningen und Malmsheim ein.
Eine gute Zusammenarbeit und ein fruchtbarer Dialog mit Verwaltung und Gemeinderat, aber natürlich besonders mit der Bürgermeisterin, bzw. dem Bürgermeister liegt uns dabei sehr am Herzen.
Daher haben wir einige Fragen erarbeitet, die wir den Bürgermeister-Kandidaten gestellt haben und die wir hier mit Ihren Antworten allen interessierten Mitbürgern als Information zur Verfügung stellen.
Die Antworten der zwei Kandidaten, die nach Datum des Eingangs aufgelistet sind, finden Sie hier.
1. Das Integrierte Klimaschutzkonzept der Stadt Renningen dürfte Ihnen
bekannt sein. Mit der Umsetzung sind wir im Rückstand.
Wie stellen Sie sich vor, trotz des zeitlichen Rückstands unser Ziel zu erreichen (oder zu übertreffen), dass bis 2040 die
energiebedingten Treibhausgasemissionen auf weniger als eine Tonne CO²e pro Einwohner*in gesenkt werden?
Melanie Hettmer:
Obwohl das Integrierte Klimaschutzkonzept bei der Umsetzung im Rückstand ist, bin ich fest davon überzeugt, dass die gesetzten Ziele erreicht werden können. Um das zu schaffen, muss Klimaschutz oberste Priorität haben. Die Stadt Renningen hat seit dem 01.09.2024 eine neue Klimaschutzmanagerin. Zunächst möchte ich stadtintern die bestehenden Maßnahmen und Abläufe überprüfen und, wo nötig, anpassen, um sie effizienter zu gestalten. Anschließend werde ich gemeinsam mit dem Gemeinderat und allen relevanten Akteuren, von der Wirtschaft über engagierte Bürgerinnen und Bürger bis hin zu den lokalen Initiativen, konkrete Maßnahmenpakete schnüren. Die dafür erforderlichen Haushaltmittel werden bei der Haushaltsaufstellung berücksichtigt.
Ulf Sieglitz:
Das Klimaschutzkonzept hat, durch den Weggang der Klimaschutzbeauftragten, einen kleinen Rückschlag erlitten. Durch eine gute Nachbesetzung, die weiterhin beständige Zusammensetzung im Gemeinderat und neue Impulse, durch mich als Bürgermeister, bin ich optimistisch was unser Klimaschutzkonzept abgeht.
2. Das Forum Naturschutz und Landschaftspflege der Stadt Renningen gründete sich 1991 durch den Zusammenschluss an der Natur und Umwelt interessierter Mitglieder verschiedener
Vereine.
Wie wollen Sie dieses Forum fördern, nutzen und voranbringen?
Melanie Hettmer:
Ich plane, regelmäßige Treffen und Workshops zu organisieren, um aktuelle Themen zu besprechen und gemeinsame Projekte zu entwickeln.
Zudem halte ich es für wichtig, die Arbeit des Forums stärker sichtbar zu machen, beispielsweise durch Öffentlichkeitsarbeit, Informationsveranstaltungen und eine bessere Einbindung in städtische
Entscheidungsprozesse.
Mein Ziel ist es, das Forum als zentrale Stimme für den Naturschutz in Renningen weiter zu stärken und seine Initiativen aktiv zu unterstützen.
Ulf Sieglitz:
In der Stadt Renningen gibt es verschiedenste Interessengruppen, die sich häufig ehrenamtlich für Naturschutz und Landschaftspflege einsetzen. Hier gilt es alle Beteiligten über die Renninger Agenda an einen Tisch zu bringen und möglichst gemeinsame Lösungen zu finden.
3. Das Thema Flächenverbrauch ist spätestens seit dem Volksantrag „Ländle leben lassen“ im
öffentlichen Bewusstsein angekommen.
Im Spannungsfeld von Gewerbegebietsausweisung, Wohnraumschaffung, Straßenbau, Landwirtschaft und dem Verlust von Kulturlandschaften wie Streuobstwiesen und natürlichen Habitaten – wo sehen Sie
das größte Konfliktpotenzial und wo die größten Entwicklungschancen?
Melanie Hettmer:
Wie in fast allen Städten in der Region ist auch in Renningen das Spannungsfeld zwischen Natur, Gewerbe und Bauen nicht zu übersehen. In vielen Gesprächen mit den Bürgerinnen und Bürgern wurde mir dies auch widergespiegelt. Ich sehe ein Entwicklungspotential bei der Umgestaltung von bereits versiegelten Flächen. Gerade bei der Neugestaltung von Quartieren müssen Chancen genutzt werden, um die Biodiversität zu erhalten. Ich kann mir vorstellen gemeinsam mit engagierten Menschen, Unternehmen und der Wissenschaft eine Biodiversitätsstrategie in Renningen zu implementieren. Hier sind konkret Gemeinschaftsgärten, Insektenschutzprojekte und eine Entsiegelung bereits verbauter Flächen denkbar. Gewerbegebietsausweisungen müssen nachhaltig und vorausschauend bedacht werden und Neuansiedelungen möglichst im Bestand integriert werden.
Ulf Sieglitz:
Der Flächennutzungsplan ist beschlossene Sache, Flächen sind bis 2030 ausgewiesen und werden nach dem Prinzip der Sparsamkeit und der Nachhaltigkeit mit dem Gemeinderat geplant. Durch eine weiterhin nachhaltige Planung mit den Landwirten, Ihnen als NABU und vor allem dem Forstbetrieb sehe ich vor allem Chancen natürlich Habitate zu erhalten und Streuobstwiesen, wo immer möglich, zu erweitern. Außerdem ist die Stadt Renningen im Bereich des Totholzkonzepts auf einem guten Weg. Einzig der Bau der Windkraftanlagen bereitet mir, was den Naturschutz angeht, Sorge.
4. Im Jahr 2000 vereinbarten die EU-Mitgliedstaaten, dass alle Oberflächengewässer (d.h. Seen, Teiche, Küstengewässer, Flüsse und Bäche) bis 2015 in
einen „guten ökologischen Zustand“ versetzt werden sollen, um die lebenswichtigen Ökosystemleistungen der Gewässer langfristig zu erhalten (EG-WRRL, 2000). Aktuell erreicht jedoch nur ein kleiner Anteil der Oberflächengewässer (knapp zehn Prozent) den guten ökologischen
Zustand.
Für den Gewässerschutz planen der 1.Anglerclub Renningen e.V. und der NABU Renningen-Malmsheim sich im nächsten Jahr am bundesweiten FLOW Projekt gemeinsam zu beteiligen und den Rankbach standardisiert zu bewerten
und zu dokumentieren.
Welche Priorität hat die Zielsetzung einer nachhaltigen Verbesserung der Gewässerqualität unserer Oberflächengewässer für Sie in
einer kommunalen Verantwortung?
Melanie Hettmer:
Das Flow Projekt bietet sich an, um gemeinsam mit der Bürgerschaft, in Kooperation mit BUND und NABU sowie den Schulen die Gewässerqualität zu analysieren. Gerade in einer dicht besiedelten Region haben Schadstoffe und Düngemittel erhebliche Auswirkungen auf die Gewässer. Oberflächengewässer sind wertvoller Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten und deshalb besonders schützenswert. Im Dialog kann geprüft werden, welche Maßnahmen mit kommunaler Unterstützung durchgeführt werden können, z.B. Projekte aus den Bereichen der Renaturierung oder dem Schutz der Uferzonen.
Ulf Sieglitz:
Leider haben wir in Renningen verhältnismäßig wenige Oberflächenwässer. Wir sitzen beinahe auf dem Trockenen. Die Wasserqualität insgesamt steht für mich im Fokus. So sollten Oberflächenwasser, aber auch unser Grundwasser geschützt und bewahrt werden.
5. Im Spannungsfeld zwischen Gesellschaft und natürlichen Ökosystemen, was ist Ihnen für unsere Stadt besonders wichtig?
Melanie Hettmer:
Für Renningen und Malmsheim ist es besonders wichtig, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen gesellschaftlichem Fortschritt und dem Schutz natürlicher Ökosysteme zu gewährleisten. Eine nachhaltige Stadtentwicklung sollte sowohl den Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht werden als auch den Erhalt und die Förderung unserer natürlichen Lebensräume sicherstellen. Dabei spielen umweltfreundliche Mobilität, grüne Infrastruktur und der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen eine zentrale Rolle. Nur durch eine ganzheitliche Betrachtung können wir langfristig die Lebensqualität für alle Bürgerinnen und Bürger sichern und gleichzeitig unsere Umwelt schützen.
Ulf Sieglitz:
Ich sehe hier kein Spannungsfeld. Die Menschen in Renningen und Malmsheim schätzen die Naherholungsmöglichkeiten und die natürlichen Ökosysteme in unserer Stadt. Aus meiner Sicht geht der Trend dahin, dass der Umweltschutz einen immer höheren Stellenwert bei den Menschen in unserer Stadt innehat. Hierauf möchte ich aufsetzen.