Manche Menschen mögen sich darüber freuen: Die Windschutzscheibe am Auto bleibt länger sauber und das hektische Gefuchtel an der sommerlichen Kuchentafel ist weniger geworden. Für die biologische
Vielfalt jedoch ist das Insektensterben äußerst schlecht. Nach
Untersuchungen in NRW ist die Biomasse der Fluginsekten seit 1989 mancherorts um bis zu 80 Prozent zurückgegangen.
Die Untersuchungen ergaben folgende Ursachen für den Rückgang an Insekten und die Folgen für andere Tierarten:
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Die Zerstörung von
Lebensräumen, z. B.
Biotopverluste bei Pflanzen aufgrund erhöhten Stickstoffgehalts (Stichwort Eutrophierung von Magerrasen), Zerstückelung der Landschaft, Monokulturen in der Landwirtschaft und die geringe
Anzahl von Hecken und Randstreifen auf Feldern.
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Einsatz von
Insektiziden, z.B. Neonicotinoide. Hierbei geht es um eine Gruppe von hochwirksamen Insektiziden. Die synthetisch hergestellten Wirkstoffe
binden sich an die Rezeptoren der Nervenzellen und stören die Weiterleitung von Nervenreizen. Neonicotinoide wirken auf die Nervenzellen von Insekten weit stärker als auf die Nerven von
Wirbeltieren und werden zur Blattbehandlung, als Beizmittel und zur Bodenbehandlung eingesetzt. Sie wirken nicht nur auf sogenannte Pflanzenschädlinge, sondern auch auf Tagfalter und vor
allem Bienen. (Ein Insektizid ist ein Pestizid, das zur Abtötung, Vertreibung oder Hemmung von Insekten und deren Entwicklungsstadien verwendet wird. Pestizid ist eine aus dem englischen
Sprachgebrauch übernommene Bezeichnung für chemische Substanzen, mit der als lästig oder schädlich angesehene Lebewesen getötet, vertrieben oder in Keimung, Wachstum oder Vermehrung gehemmt
werden können.)
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Vögel müssen hungern. Die Folgen des Insektensterbens gehen weit über die „Bestäubungskrise“ hinaus. Auch Vogelarten wie Blaukehlchen,
Mehlschwalbe oder Dorngrasmücke, die ohnehin schon unter der Zerstörung ihrer Lebensräume zu leiden haben, werden bei einem weiteren Rückgang ihrer wichtigsten Nahrung Probleme bekommen,
genügend Nachwuchs aufzuziehen. Klimaveränderungen können als Hauptverursacher ausgeschlossen werden. Nicht nur Vögel sind vom Insektensterben betroffen, auch viele Amphibien und Fledermäuse
sind auf Insekten als Nahrungsquelle angewiesen.
Schlussfolgerungen
Die Untersuchungsergebnisse sind repräsentativ für alle Offenlandbiotope des
deutschen Tieflands. Kurz zur Erklärung: Bei Offenland oder Offenlandschaft handelt es sich um nicht überbaute, nicht durch Gehölzvegetation dominierte Gebiete. Damit sind sie von überregionaler
Bedeutung und lassen vermuten, dass es sich beim Insektenrückgang um ein flächendeckendes Problem handelt. Mittlerweile stellt sich also nicht mehr
die Frage, ob die Insektenwelt in Schwierigkeiten steckt, sondern vielmehr wie der Insektenrückgang noch zu stoppen ist.
Was fordert der NABU?
Der NABU fordert angesichts der alarmierenden Daten, bundesweit möglichst
schnell ein dauerhaftes und flächendeckendes Insektenmonitoring aufzubauen. Auch dürften Insektizide erst dann zugelassen werden, wenn nachgewiesen
ist, dass diese Stoffe keine schädigenden Auswirkungen auf die Ökosysteme haben. Ebenso wichtig ist es, den ökologischen Landbau weiter auszubauen und ganz besonders in Schutzgebieten und ihren
Pufferbereichen zu fördern, da auf diesen Flächen keine Pestizide eingesetzt werden dürfen.